Sonntag, 21. November 2010

Den deutsch-französischen Gipfel zum Desaster machen!

Macht euch bereit für die Notfallproteste! Macht euch bereit für die Notfallproteste!

Dienstag, 16. November 2010

Antifa Info Abend: "Revolution und bewaffnete Aufstände in Deutschland 1918 - 1923"

Diesmal geht es um "Revolution und bewaffnete Aufstände in Deutschland 1918 - 1923". Mit Bernd Langer, Autor des gleichnamigen Buches.

"Was ist Antifaschismus, woher kamen entscheidende Anstöße für die linke Bewegung? Um diesen Fragen näher zu kommen, geht das Buch "Revolution und bewaffnete Aufstände in Deutschland 1918-1923" auf die politische und gesellschaftliche Zäsur ein, die mit dem Ende des Ersten Weltkriegs verbunden ist. Fern ideologisierender Darstellung wird die Entwicklung des Widerstandes gegen den Krieg beschrieben, der sich durch die wirtschaftliche Notlage zu sozialem Massenprotest steigert. So kann die Befehlsverweigerung von Matrosen der Hochseeflotte zum spontanen Anstoß für eine Revolution werden. Geschichtsinterpretationen im Dienste von Systemen und Parteien sehen in den Ereignissen logische Wegbereiter für spätere Erscheinungen. Postum wird Legendenbildung betrieben oder gar der Beginn des Hitlerregimes in diese Zeit vorverlegt. Doch es gilt zu verstehen, dass die Menschen ihr Schicksal selbst gestalten, nichts ist im Voraus festgelegt und unausweichlich." Via redblog, wo es den Vortrag auch zum Anhören gibt.

Fr. 18.11.10 | UJZ Korn (Kornstr. 28-30, 30167 Hannover) | 20 Uhr

Eine Veranstaltung der Antifaschistische Aktion Hannover [AAH]. Mehr Infos unter www.antifa-hannover.de
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Extremistische Mitte: Protest gegen Jesse-Vortrag wird von Bereitschaftspolizei unterbunden

Jesse Uni FreiburgAm Mitt­woch, den 10. No­vem­ber 2010, soll­te der „Ex­tre­mis­mus-​For­scher“ Eck­hard Jesse in der Uni­ver­si­tät Frei­burg zum Thema „Po­li­ti­scher Ex­tre­mis­mus in Deutsch­land – Was ist „har­ter“, was ist „wei­cher“ Ex­tre­mis­mus?“ spre­chen. Das Stu­di­um ge­ne­ra­le der Uni und die Ka­tho­li­sche Aka­de­mie luden dazu ein. Im Vor­feld pro­tes­tier­ten zwölf linke Frei­bur­ger Grup­pen gegen diese Ver­an­stal­tung und reg­ten damit eine mehr oder we­ni­ger frucht­ba­re Dis­kus­si­on in der Öf­fent­lich­keit an. Sie war­fen den Or­ga­ni­sa­to­ren vor, mit der Ein­la­dung Jes­ses ge­schichts­re­vi­sio­nis­ti­sche Po­si­tio­nen in die Uni zu tra­gen. Als be­son­ders skan­da­lös wurde die Ein­bet­tung die­ses Vor­trags in eine Ge­den­k­rei­he an die de­por­tier­ten und er­mor­de­ten ba­di­schen Juden emp­fun­den.

Schon vor Be­ginn der Ver­an­stal­tung wurde den Be­su­chern klar, dass po­li­ti­scher Pro­test gegen Eck­hard Jesse und seine ab­stru­sen Theo­ri­en auf Wi­der­stand sto­ßen wird. Nicht von Sei­ten ge­brech­li­cher Alt­na­zis und Kon­ser­va­ti­ver, son­dern von Sei­ten der Po­li­zei, die mit be­waff­ne­ten Be­reit­schafts­po­li­zis­ten in der Uni und auch im Au­ßen­be­reich mit Hel­men und Knüp­peln be­reit­stand. Dazu kamen noch Per­so­nen­schüt­zer, ein pri­va­ter Si­cher­heits­dienst und zahl­rei­che Po­li­zis­ten in Zivil, u.a. von der po­li­ti­schen Po­li­zei.

Trotz­dem oder ge­ra­de auch des­halb pro­tes­tier­ten 25 Per­so­nen laut­stark ver­bal gegen die Ver­an­stal­tung. Nach 15 Mi­nu­ten „fre­ne­ti­schen Bei­falls“ für Jesse wurde auf An­wei­sung des Vi­ze-​Rek­tors der Uni Frei­burg, Prof. Dr. Hei­ner Schanz, der Pro­test unter An­dro­hung von Ge­walt un­ter­bun­den. Die miss­lie­bi­gen Per­so­nen wur­den durch Be­reit­schaft­po­li­zei aus dem Hör­saal ent­fernt, etwa ge­nau­so­vie­le Be­su­cher ver­lie­ßen dar­auf­hin so­li­da­risch eben­so die Räume. Die Be­trof­fe­nen muss­ten in einem se­pe­ra­ten zweck­ent­frem­de­ten Raum der Uni­ver­si­tät ihre Per­so­na­li­en ab­ge­ben und sich von Po­li­zei­be­am­ten er­ken­nungs­dienst­lich be­han­deln las­sen. Nach der Aus­spra­che eines Haus­ver­bo­tes bis Mit­ter­nacht für das ge­sam­te Uni-​Ge­län­de konn­ten sie ab­zie­hen. Er­wäh­nes­wert ist zudem, dass ei­ni­ge der Pro­tes­tie­ren­den von Jes­se-​An­hän­gern be­lei­digt und tät­lich an­ge­grif­fen wur­den, auch wenn dabei kein gro­ßer Per­so­nen­scha­den ent­stand. Die Ver­an­stal­tung wurde durch­ge­führt und Eck­hard Jesse ver­deut­lich­te an man­cher Stel­le sei­nes Re­fe­rats, wes­sen Geis­tes Kind er ist. So sei es bspw. eine Schan­de, dass die Links­par­tei eine Stif­tung nach Rosa Lu­xem­burg be­nannt hat, weil Rosa Lu­xem­burg zur Ent­wick­lung der Wei­ma­rer Re­pu­blik un­säg­lich bei­ge­tra­gen hat, so Jesse. Wie zu er­war­ten wich Eck­hard Jesse kri­ti­schen Fra­gen im An­schluss ge­schickt aus, ant­wor­te­te gar nicht oder nur teil­wei­se. Eine Dis­kus­si­on sieht an­ders aus und das war von An­fang an klar.

Jesse Uni FreiburgNun wirft uns die Uni­ver­si­tät Frei­burg, der kon­ser­va­ti­ve Pöbel und auch die bür­ger­li­che Pres­se vor, „Stö­ren­frie­de“ zu sein und dass wir uns einer Dis­kus­si­on nicht stel­len woll­ten. Das ent­spricht nicht den Tat­sa­chen. Wir haben in­halt­lich klar­ge­macht, um was für eine Per­son es sich bei Jesse han­delt und warum wir ihn ge­ra­de auch in einer Ge­den­k­rei­he an den Ho­lo­caust für un­trag­bar hal­ten. Jesse fiel in der Ver­gan­gen­heit durch an­ti­se­mi­ti­sche Äu­ße­run­gen auf, ver­harm­lost die fa­schis­ti­sche NPD und den or­ga­ni­sier­ten Neo­na­zis­mus und seine von vie­len Sei­ten kri­ti­sier­te „Ex­tre­mis­mus-​Theo­rie“ ent­larvt ihn zudem als einen rechts-​kon­ser­va­ti­ven Het­zer. Selbst­ver­ständ­lich wird Jesse auf den frei­heit­lich-​de­mo­kra­ti­schen So­ckel ge­hievt, ar­bei­tet er ja höchst­per­sön­lich dem Ver­fas­sung­s­chutz zu und lie­fert ihm einen Theo­rie­un­ter­bau. Mit un­se­rer Auf­klä­rungs­ar­beit haben wir ver­sucht, Jesse und seine Pseu­do­wis­sen­schaft ins Wan­ken zu brin­gen.

Prak­tisch haben zwölf Frei­bur­ger Grup­pen in einer ge­mein­sa­men Er­klä­rung die Aus­la­dung Jes­ses ge­for­dert und die Grün­de dafür ge­lie­fert. Ein Ge­sprächs-​ und Dis­kus­si­ons­an­ge­bot von Radio Drey­eck­land an den Spre­cher der ALFR, Nils Born­stedt, und den Or­ga­ni­sa­tor vom Stu­di­um ge­ne­ra­le der Uni­ver­si­tät, Jens Awe, wurde von Sei­ten der Uni ab­ge­lehnt. Awe be­grün­de­te dies u.a. damit, dass er nicht mit der An­ti­fa­schis­ti­schen Lin­ken Frei­burg spre­chen möch­te, da sie ihm nicht mo­de­rat genug sei. Pein­lich, aber auch er­hel­lend fin­den wir daher, dass die Ver­an­stal­te­rin­nen in der wirk­li­chen De­bat­te knei­fen, in der Ba­di­schen Zei­tung aber genau diese for­dern, um damit ihrem „Sau­ber­man­ni­mage“ einer Eli­te­uni­ver­si­tät ge­recht zu wer­den. Warum also lenk­ten die Ver­antal­te­rin­nen nicht ein und sag­ten nach all den Vor­feld­in­ter­ven­tio­nen den Jes­se-​Vor­trag ab?

Jesse Uni FreiburgWie dem auch sei, was sich am Abend des Jes­se-​Vor­trags in der Uni Frei­burg ab­ge­spielt hat, ist ein Bei­spiel für die ver­kann­te ex­tre­mis­ti­sche Mitte un­se­rer Ge­sell­schaft. Be­waff­ne­te Po­li­zei wurde im Auf­trag der Uni­ver­si­tät ein­ge­setzt, um einen zwei­fel­haf­ten Vor­trag not­falls mit Ge­walt durch­zu­set­zen. Jesse bekam eine Bühne für die Ver­kün­dung sei­ner „Weis­hei­ten“ und als Zu­schau­er kam alles, was Frei­burgs kon­ser­va­ti­ve Rech­te auf­zu­bie­ten hat. Nach­dem die Pro­test­ler be­sei­tigt wur­den, hatte die Ver­an­stal­tung einen Rah­men, den man auch gut und gerne in einer Bur­schen­vil­la hätte her­rich­ten kön­nen. Die Uni be­hält sich vor, Straf­an­zei­ge zu stel­len, die Po­li­zei hat es be­reits ver­laut­ba­ren las­sen. Be­mer­kens­wert ist die Be­ob­ach­tung, dass der Ein­satz­lei­ter, Po­li­zei­haupt­kom­mis­sar Mar­tin Sarau, vom Vi­ze­rek­tor der Uni am sel­ben Abend noch Kon­se­quen­zen für die Stö­rer for­der­te. Wir sind ge­spannt und wer­den uns von die­ser Re­pres­si­on nicht ein­schüch­tern las­sen. Weg­schau­en ist nicht!

In nächs­ter Zeit or­ga­ni­sie­ren wir eine In­for­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung, in der wir mit ge­eig­ne­ten Re­fe­ren­ten die „Ex­tre­mis­mus­theo­rie“ von Jesse und Co aus­ein­an­der­neh­men wer­den. Dabei wird es auch einen wirk­li­chen Dis­kus­si­ons­rah­men geben.

Ab­schlie­ßend wer­fen wir noch ein Zitat des Po­li­tik­wis­sen­schaft­lers Prof. Dr. Chris­toph But­ter­weg­ge in den Raum, wel­ches un­se­rer Mei­nung nach so ste­hen­ge­las­sen wer­den kann.

„Letzt­lich ka­schie­ren Ex­tre­mis­mus-​ und To­ta­li­ta­ris­mus­theo­ri­en, dass die par­la­men­ta­ri­sche De­mo­kra­tie we­ni­ger von den po­li­ti­schen Rän­dern als von den Eli­ten selbst be­droht wird, die ihre Pri­vi­le­gi­en durch Mas­sen­pro­tes­te ge­fähr­det sehen und ihre Geg­ner als „Ex­tre­mis­ten“ brand­mar­ken, um sie bei un­ent­schie­de­nen Drit­ten in Miss­kre­dit zu brin­gen.“

Mehr lesen:
Ge­mein­sa­me Er­klä­rung Frei­bur­ger Grup­pen
Ar­ti­kel der An­ti­fa­schis­ti­schen Lin­ken Frei­burg

Ra­dio­bei­trä­ge:
Radio Drey­eck­land-​Be­richt vom 11.​11.​2010
Radio Drey­eck­land-​In­ter­view vom 10.​11.​2010

Pres­se:
Ba­di­sche Zei­tung vom 11.​11.​2010
Junge Welt vom 06.​11.​2010
Ba­di­sche Zei­tung vom 05.​11.​2010

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Via Antifaschistische Linke Freiburg
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Montag, 15. November 2010

Ein Rückblick auf den Castor 2010

Die Proteste in Wendland haben bis dato unbekannte Dimensionen angenommen: 50.000 bei der Großdemo und mehrere Zehntausende, die mit verschiedenen Aktionsformen den Castor blockiert haben. Die Aktionen
gegen den Atommülltransport waren eine klare Absage an die Regierungspolitik und sie waren massiver und breiter denn je. Schottern, das organisierte Unterhöhlen der Schiene in großen Gruppen, hat sich erfolgreich in den Reigen der Massenaktionen im Wendland eingefügt.

weiterlesen: http://fels.nadir.org/de/521/schottern-blockieren-castor

Video "Schottern" (Interventionistische Linke): http://www.youtube.com/watch?v=CI_n7O6PouY
Video »Schottern« (Leftvision): http://www.youtube.com/watch?v=nR7uQtTB8gM
Video »Schottern« (graswurzelTV): http://www.graswurzel.tv/v136.html
Videos »Widerstand im Wendland« (graswurzelTV): http://www.graswurzel.tv/castor2010
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Freitag, 12. November 2010

Gegen den Ausbau des Kontroll- und Repressionsstaats – gegen die Innenministerkonferenz!

Wer die Lebensbedingungen von Millionen Menschen ständig verschlechtert, braucht Überwachungsorgane und Unterdrückungsapparate

Seit 1990 geht der Abbau des deutschen Sozialstaates rasant voran. Er ist gekoppelt an die Aufkündigung der „Sozialpartnerschaft“ für zunehmend mehr Teile der lohnabhängig Beschäftigten. Hartz IV und Agenda 2010 sind zum Synonym des Sozialabbaus geworden, Rentenkürzungen, Erhöhung der Kosten für die Kranken- und Rentenversicherung gehören ebenfalls in diesen Kontext. Der Anteil der Löhne und Gehälter am Volkseinkommen nimmt seit zwei Jahrzehnten spürbar ab, jener der Millionäre steigt. Da langandauernde Arbeitslosigkeit wegen Hartz IV sozialen Absturz bedeutet ohne Perspektive wieder auf den „normalen“ Arbeitsmarkt zu kommen und gleichzeitig Insolvenzen und Personalabbau für eine anhaltend hohe Arbeitslosigkeit sorgen, nimmt die Angst um die eigene wirtschaftliche Zukunft dramatisch zu. Als Konsequenz daraus wächst die Bereitschaft, auch miserabelste Jobs anzunehmen oder geringere Einkommen in Kauf zu nehmen, KollegInnen als KonkurrentInnen zu sehen … Eine Abwärtsspirale nach unten ist die Folge. Das auch, weil die Gewerkschaften (die ohnehin wenig gewohnt waren, sich in zermürbenden Kämpfen gegen die Unternehmer zu behaupten) ihre einstige Stärke – hohe Mitgliedszahlen – eingebüßt haben.

Parallel dazu werden die Repressionsorgane und die Überwachungsmöglichkeiten des Staates vielfältig ausgebaut. Als Stichworte seien nur wenige Aspekte genannt: ELENA, Vorratsdatenspeicherung, Aufrüstung der Polizei und Diskussion über den Einsatz der Bundeswehr im Innern, Videoüberwachung von öffentlichen Plätzen, Einschränkung des Demonstrationsrechts, Anfänge einer Schnellgerichtsbarkeit…

Dagegen müßte es eigentlich einen Aufschrei der Entrüstung geben. Dem ist aber nicht so! Seine BürgerInnen haben die Normen dieses Staates in einem hohen Maße verinnerlicht, wodurch jedes Aufbegehren gegen seine Zumutungen erheblich erschwert wird. Die Hegemonie der bürgerlichen Ideologie ist in der BRD quer durch alle Klassen und Schichten niemals ernsthaft in Frage gestellt worden. Den Herrschenden kommt diese anti-klassenkämpferische Tradition in Deutschland sehr entgegen, d.h. die Bereitschaft, die Ursachen für die sich verschlechternde soziale Situation in ganz anderen Dingen zu verorten als in den aktuellen Klassenverhältnissen.

Deshalb erzielen Pressekampagnen gegen „arbeitsscheue Sozialschmarotzer“, „gefährliche Drogenabhängige“ oder „gewalttätige Migrantenjugendliche“, „kriminelle Ausländer“ oder „unsere Sozialsysteme ausnutzende Asylbewerber“ immer wieder erschreckend breite Zustimmung. Darauf aufbauende politische Entscheidungen für z.B. Hartz IV-Kürzungen bei Ablehnung unzumutbarer Arbeitsplätze, Privatisierungen öffentlichen Raumes mit Hausrecht für die Betreiber von z.B. Einkaufszentren, Sicherheitsdienste wohin mensch sieht, härtere Strafen, Abschiebungen nach Verbüßung von Haftstrafen, Stigmatisierung ganzer Gruppen junger Menschen, deren Chancen einen Ausbildungsplatz zu bekommen sowieso schon gering sind, de facto Abschaffung des Asylrechts sind vor diesem Hintergrund meist problemlos durchsetzbar.

Von Anfang an basierte die BRD auf Lohnarbeit und damit Mehrwertabschöpfung (= Ausbeutung) wie jeder andere kapitalistische Staat. Die realen Mitwirkungsmöglichkeiten der Bevölkerung an politischen Entscheidungen waren stets begrenzt, und Rücksicht auf „Volkes Meinung“ hatte dieser Staat bei ihm wichtigen Entscheidungen auch nicht genommen. Das zeigen die größten Demonstrationen in der BRD-Geschichte gegen den NATO-Doppelbeschluß 1983 bis 1985: Pershing II und Cruise Misseles wurden trotzdem stationiert. Gegen seine GegnerInnen setzte dieser Staat Berufsverbote oder seine geballte Polizeimacht ein, wie nicht nur AtomkraftgegnerInnen und HausbesetzerInnen zu spüren bekamen.

Und dennoch stellt 1990 eine Zäsur dar: Ab jetzt wurde der „Sozialstaat“ in zunehmend rasanterer Fahrt demontiert und die Axt an die Mitwirkungsmöglichkeiten gelegt, die eine bürgerliche Demokratie bietet. Die bisherige „soziale Marktwirtschaft“, die allen eine ökonomische Mindestabsicherung zukommen ließ und zumindest theoretisch die Möglichkeit der Partizipation am „gesellschaftlichen Leben“ und an politischen Entscheidungen für alle bot, wurde abgerissen. Daß dies erst jetzt – genau jetzt – geschah, daß sämtliche sozialdemokratischen Illusionen von einem „gezähmten Kapitalismus“ sich mit der Annexion der DDR in Luft auflösten, ist kein Zufall. Zuvor erzwang die Systemkonkurrenz, der ständige und unmittelbare Vergleich mit der pseudosozialistischen DDR, ein Mindestmaß an sozialer Wohlfahrt, damit nicht breitere Bevölkerungsschichten in eben dieser DDR eine Alternative erblickten. Und: Für ihre aggressive Frontstellung im sog. „Ost-West-Konflikt“ benötigte die BRD eine Bevölkerung, die loyal und geschlossen hinter ihrer Regierung stand. Es besteht keinerlei Anlaß, die Alt-BRD nachträglich zu idealisieren, um die Gegenwart in desto dunkleren Farben malen zu können. Es geht aber um eine Analyse der Veränderungen, die stattgefunden haben. Unsere These lautet, die kapitalistische BRD hat sich gewandelt (und wandelt sich noch) von einem eingeschränkten Sozial- und Partizipativstaat zu einem zunehmend autoritäreren Kontroll- und Überwachungsstaat.

Diese Begriffe sollen dazu dienen, aktuelle Entwicklungen diskutierbar zu machen. Neue gesellschaftliche Tendenzen erfordern neue Begrifflichkeiten, um den Unterschied zum Vorherigen sichtbar zu machen. Das bedeutet allerdings keineswegs, daß wir mittlerweile in einer ganz und gar anderen Gesellschaft lebten. Die Grundlagen, auf denen sich die skizzierte Entwicklung vollzog und weiter vollzieht sind die gleichen geblieben: Die Bundesrepublik Deutschland ist ein kapitalistischer Staat.

Ein kapitalistischer Staat hat vornehmlich die Aufgabe, das kapitalistische Wirtschaftsysstem zu schützen und seine gedeihliche Entwicklung zu fördern. Dafür stehen ihm diverse Instrumente zur Verfügung. Zunächst einmal steckt er den Rahmen ab, in dem sich alles zu bewegen hat (in erster Linie durch seine Gesetzgebung, aber auch durch die Bereitstellung von Infrastruktur von einem breiten Verkehrsnetz bis zu Schulen und Universitäten) und sichert ihn ab (mittels Polizei, Gerichtsbarkeit und wenn es hart kommt auch Militär). Hohe Priorität genießt dabei das Privateigentum an Produktionsmitteln.

Im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten ist der Staat aber auch darum bemüht, die negativen Auswirkungen der Klassengesellschaft nach unten abzufedern, damit sich Armut soweit in Grenzen hält, daß es nicht zu politischen Unruhen kommt. Aus dem selben Grunde regelt er auch die Formen der Auseinandersetzungen zwischen Kapital und Arbeit, indem er verbindliche Austragungsformen mittels des Tarifrechts vorschreibt. Ziel ist es, einen reibungslosen Geschäftsverlauf für die Kapitalisten sicherzustellen.

Sozialleistungen sind immer umkämpft, sind sie doch Kostenfaktoren, die der Staat anderweitig ausgeben möchte, nämlich um beispielsweise das heimische Kapital gegenüber der Konkurrenz auf den internationalen Märkten zu stärken. Aber: Je schwieriger ein Stillhalten der unteren Bevölkerungsschichten herzustellen ist, desto mehr muß der Staat dafür ausgeben. Eine resignative oder bescheidene Unterschicht bekommt weniger als eine rebellische. Auf der betrieblichen Ebene läuft es analog: Das jeweilige Kräfteverhältnis zwischen Kapital und Arbeit ist entscheidend für den Preis, den die Kapitalisten für die Ware Arbeitskraft ausgeben müssen. Kampferprobte Belegschaften oder ganze nationale ArbeiterInnenklassen erhalten mehr, als ihre zurückhaltenderen KollegInnen in anderen Ländern.

Die Höhe der Sozialleistungen und die Höhe von Löhnen und Gehältern errechnen sich nicht nach irgendwelchen feststehenden Sätzen (insofern gibt es keinen gerechten Lohn), sondern richten sich nach den Ergebnissen des Klassenkampfs. Sie sind also genauso wenig fixiert oder ein gerechter Anteil am Gesamtprodukt wie sie gottgegeben wären. Sie sind veränderbar. Und wer kämpft, kann gewinnen!

Nachdem die Sondersituation mit der Existenz der Systemalternative DDR beendet ist, sinken die Löhne der ArbeitnehmerInnen in Deutschland, weil den Angriffen von Kapitalseite zu wenig entgegengesetzt wird. In Ländern mit einer kampferprobten, streikbereiten ArbeiterInnenklasse ist das nicht so. Was wir seit zwei Jahrzehnten in Deutschland erleben, ist die Kürzung von Einkommen aus abhängiger Beschäftigung und das Zusammenstreichen von Sozialleistungen, weil es geht. Weil wir es uns gefallen lassen!

Zugleich baut der Staat seine Repressions- und Überwachungsinstrumente aus. Kaum, um die zaghaften derzeitigen Proteste niederzuhalten, die ohnehin wenig in der Lage sind, Zugeständnisse zu erzwingen. Aber offenbar geht der Staat davon aus, daß sich dies ändern könnte. Er will gewappnet sein, gegen entschlossenere Proteste, die zum Widerstand werden könnten. Er sorgt sich sicher auch, daß die weit verbreitete Unzufriedenheit und Perspektivlosigkeit in massenhafte (vorderhand unpolitische) Riots oder Massenkriminalität übergehen könnten. Die Kosten für den dann längst errichteten riesigen Polizei- und Justizapparat sind offenbar weit geringer als es ein Aufrechterhalten eines Sozialstaats wäre.

Die im November in Hamburg stattfindende Innenministerkonferenz (IMK), bespricht und beschließt Bausteine in die skizzierte Richtung. Da viele innenpolitische Aufgaben Ländersache sind, besteht ein hoher Abstimmungsbedarf – z.B. über polizeiliche Aufgaben. Im November wollen die Herrschaften sich darüber verständigen, wie die angeblich exorbitant ansteigende Gewalt gegen PolizeibeamtInnen härter bestraft werden kann und außerdem wie bundeseinheitlich gegen linksradikale Strukturen vorzugehen ist. Wer sich für ein besseres Leben für alle zulasten des Kapitals einsetzt, wird es früher oder später mit den Unterdrückungsapparaten dieses Staates zu tun bekommen. Gegen die IMK mobilisert ein breites Bündnis zu Aktionstagen und Demonstrationen (nachzulesen unter www.no-imk.blogspot.com).

Kommt zur bundesweiten Demo am Samstag, 13. November!

Gegen den Kontroll- und Repressionsstaat – IMK versenken!

Anarchistische Gruppe/Rätekommunisten (AG/R)

Via entdinglichung
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Gerade mal keine Lust auf gar nix

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Mittwoch, 10. November 2010

CASTOR : Französische CRS-Polizisten im Wendland gewaltsam gegen Protestierer

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Fotos von französischen CRS-Gendarmisten mit Teleskop-Totschlägern beim gewaltsamen Räumen eines Bahngleises am vergangenen Wochenende im Wendland zusammen mit Bundespolizisten (vgl. Arm-+Brustwappen) (Fotograf: Christian Jäger).

Dazu Hans-Christian Ströbele / GRÜNE:
"Ich verlange von der niedersächsischen Landesregierung und der Bundesregierung unverzüglich rückhaltlose Auskunft über die Bundeswehr-Beteiligung und über den aktiven Einsatz ausländischer Polizisten gegen die Castor-Demonstranten am vergangenen Wochenende.

Ausländische Polizisten haben in Deutschland keinerlei Eingriffsbefugnisse. Schreiten sie gleichwohl - und gar gewaltsam - hierzulande gegen Grundrechtsträger ein wie offenbar am vergangenen Wochenende zusammen mit Bundespolizisten, so ist dies als Amtsanmaßung und Verstoß gegen das Waffengesetz augenscheinlich rechtswidrig. Außerdem dürfen Bundespolizisten derlei nicht sehenden Auges zulassen, sondern müssen dies unterbinden."


CRS: Das sind die franz Gendarmisten, die am 31. Juli 1977 bei der Anti-AKW-Demo in Creys-Malville/Frankreich gegen den schnellen Brüter Malville den Demonstranten VITAL MICHALON nach gezielten Einsatz von Reizgas-Petarden getötet haben ("erschlagen" haben sollen).

Via: trueten.de
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Samstag, 6. November 2010

Erfolgreiche Castor-Südblockade in Berg/Pfalz


Erfolgreiche Castor-Südblockade in Berg/Pfalz [ www.cinerebelde.org ]

Siehe auch den Bericht der Demobeobachter vom Bündnis für Versammlungsfreiheit Stuttgart und die Presseerklärung der Südblockade

(via)
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Freitag, 5. November 2010

Christoph Butterwegge "Armut und Sozialstaatsentwicklung in Deutschland"



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Donnerstag, 4. November 2010

Die Existenz im Wiederholungsfalle

Man muesste wieder sechzehn Jahre sein
und alles, was seitdem geschah, vergessen.
Man muesste wieder seltne Blumen pressen
und (weil man waechst) sich an der Tuere messen
und auf dem Schulweg in die Tore schrein.

Man muesste wieder nachts am Fenster stehn
und auf die Stimmen der Passanten hoeren,
wenn sie den leisen Schlaf der Strassen stoeren.
Man muesste sich, wenn einer luegt, empoeren
und ihm fuenf Tage aus dem Wege gehn.

Man muesste wieder durch den Stadtpark laufen.
Mit einem Maedchen, das nach Hause muss
und kuessen will und Angst hat vor dem Kuss.
Man muesste ihr und sich, vor Ladenschluss,
fuer zwei Mark fuenfzig ein Paar Ringe kaufen.

Man wuerde seiner Mutter wieder schmeicheln,
weil man zum Jahrmarkt ein paar Groschen braucht.
Man saehe dann den Mann, der lange taucht.
Und einen Affen, der Zigarren raucht.
Und liesse sich von Riesendamen streicheln.

Man liesse sich von einer Frau verfuehren
und daechte stets: Das ist Herrn Nussbaums Braut.
Man spuerte ihre Haende auf der Haut.
Das Herz im Leibe schluege hart und laut,
als schluegen nachts im Elternhaus die Tueren.

Man saehe alles, was man damals sah.
Und alles, was seit jener Zeit geschah,
das wuerde nun zum zweitenmal geschehn ...
Dieselben Bilder willst du wiedersehn? Ja!

Erich Kästner
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