Donnerstag, 3. Juni 2010

„Grenzen des innerverbandlichen Pluralismus sind endgültig überschritten“

Außer der Reihe mal eine Veröffentlichung einer Erklärung einer Parteistruktur. Außer der Reihe deswegen, weil ich das sonst nicht mache, allerdings die Kritik an den rassistischen und und rechtsoffenen Ausfällen des BAK Shalom teile. Aus diesem Grunde hatte ich die (im Grunde gar nicht so satirischen) Grafiken veröffentlicht, die die zynische politische Haltung des BAK Shalom auf's Korn nahmen:

Linksjugend ['solid] – nrw | Corneliusstr. 108, 40215 Düsseldorf

An den
BAK Shalom der Linksjugend ['solid] Kleine Alexanderstr. 28 10178 Berlin
2. Juni 2010

Offener Brief an den BundessprecherInnenrat des BAK Shalom

„Grenzen des innerverbandlichen Pluralismus sind endgültig überschritten“

Werter BundessprecherInnenrat des BAK Shalom,
zunächst einmal möchten wir hier unser tiefstes Mitgefühl und Trauer für die getöteten ZivilistInnen zum Ausdruck bringen, welche auf dem Schiff „Mavi Marmaris“ als Teil der Solidaritätsflotte mit Hilfsgütern auf dem Weg nach Gaza von israelischen Soldaten auf internationalen Gewässern erschossen wurden. Unter den mutigen AktivistInnen auf dem Schiff befanden sich auch die LINKEN-Abgeordneten Inge Höger und Annette Groth sowie der 72-jährige Ex-Abgeordnete der LINKEN und Völkerrechtler Norman Paech. Das zeigt, dass die Unterstützung für die hungernde Bevölkerung Gazas auch innerhalb der LINKEN nach wie vor ein Thema ist.

Umso schockierter waren wir, als wir am 29. Mai – also zwei Tage vor dem Massaker - auf der offiziellen Homepage des BAK Shalom eine Presseerklärung lesen durften, in der Inge und Annette unterstellt wird, sie würden „Islamisten, Antisemiten und Israel-Hassern“ mit der Solidaritätsflotte in die Hände spielen. Zudem wird in der Pressemitteilung die offizielle Linie der äußerst rechtsgerichteten, offen rassistischen israelischen Regierung wiedergegeben, wonach der Eindruck erweckt wird, den Menschen in Gaza ginge es bereits gut genug und sie bedürfen keiner Hilfe von außen. Dass es der Gaza-Bevölkerung milde ausgedrückt nicht gut geht, hat die UN mehr als einmal deutlich gemacht. Unbeirrt zitiert der BAK Shalom aber weiter die Behauptungen der nationalistischen und rassistischen israelischen Regierung.

Abgesehen davon, dass es erschreckend ist, dass in keiner einzigen Zeile ein kritisches Wort zur illegalen Hungerblockade und zur Abriegelung des Gaza-Streifens durch Israel zu lesen ist, muss die Frage gestellt werden, wie weit eigentlich der Pluralismus in einem antimilitaristischen Jugendverband reichen soll und vor allem ab wann er aufhören muss, um den demokratischen Willen der breiten Mehrheit des Jugendverbandes zu schützen? Aus unserer Sicht sind die Grenzen des innerverbandlichen Pluralismus endgültig überschritten. In der Vergangenheit wurde es versäumt, eine offene Debatten über die Rolle des BAK Shalom innerhalb des Jugendverbands und vor allem über die Parteimachtstrukturen, in denen Protagonisten des BAKs eingebunden sind, zu führen.

Wir wollen und können zu dieser Frage nicht weiter schweigen. Wir pflegen ein kritisch-solidarisches Verhältnis zur LINKEN und es gibt sicherlich einiges an der Partei oder auch bestimmten GenossInnen zu kritisieren. Dass der BAK Shalom aber verdiente Antifaschistinnen und Antifaschisten in der Partei, wie zuletzt bei Ulla Jelpke und vorher schon bei Norman Paech geschehen, offen Antisemitismus unterstellt und in die Nähe von Neonazis rückt, zeugt von einem verbohrten Fundamentalismus, der seines Gleichen sucht und in unserem Jugendverband nicht zu dulden ist. Unter GenossInnen gibt es keinen schlimmeren Vorwurf, als sie in die Nähe von Nazi-Schlägern zu rücken, gegen die sie selbst seit Jahren kämpfen. Wie auf einer solchen Grundlage weiter diskutiert werden kann, ist uns schleierhaft. Der BAK Shalom zerschneidet durch das eigene Vorgehen auch noch das letzte Band und die letzten gut gemeinten Diskussionsangebote.

Zu der Pressemitteilung des BAK Shalom bezüglich der Gaza-Hilfsaktion halten wir fest: Wir wollen dem BAK Shalom nicht unterstellen, dass er den blutigen Piratenakt der israelischen Armee – und genau darum handelt es sich auch nach seerechtlichen Gesichtspunkten – gutheißt. Aber mit der Erklärung hat der BAK seinen Teil dazu beigetragen, dieses großartige humanitäre Unternehmen der Freiheitsflotte im Vorfeld öffentlich zu diffamieren. Zu einem Zeitpunkt, an dem die israelische Regierung bereits deutlich gemacht hat, dass sie die feste Absicht hatte, den Hilfs-Convoy zu stoppen, leistete der BAK Shalom propagandistische Schützenhilfe für den Piratenakt.

Wir finden es bezeichnend, dass diese Pressemitteilung, in der Inge und Annette in die Nähe von Antisemiten gerückt werden, auch drei Tage nach dem schrecklichen Vorfall nicht von der Homepage entfernt wurde. Als Inge, Annette und Norman knapp den mörderischen Gewehrsalven der israelischen Armee entkommen konnten und es viele Stunden nicht klar war, ob unsere GenossInnen den Angriff überlebt hatten, hat der BAK es nicht für nötig gehalten, die PM aus Mitgefühl mit den GenossInnen und den Angehörigen von Inge, Annette und Norman zu entfernen.

Wir fordern den BundessprecherInnenrat des BAK Shalom auf, sich unverzüglich bei den LINKEN-Überlebenden der Gaza-Hilfsflotte zu entschuldigen und den zynischen Beitrag auf der BAK-Shalom-Homepage zu entfernen.

Des Weiteren fordern wir den BAK Shalom zum antimilitaristischen Grundkonsens des Verbandes zurückzukehren. Auch der BAK Shalom muss endlich das Recht des palästinensischen Volkes auf einen unabhängigen, lebensfähigen palästinensischen Staat an der Seite des Staates Israel in den Grenzen von 1967, was auch den sofortigen Rückbau der völkerrechtswidrigen Mauer und strikte Erfüllung aller entsprechenden Resolutionen der UN mit einschließt, betonen. Unsere BündnispartnerInnen können nur in der palästinensischen und israelischen Friedens- und ArbeiterInnen - Bewegung sein und nicht wie vom BAK Shalom propagiert, in der rassistischen israelischen Kriegsregierung.

Mit besten Grüßen,
LandessprecherInnenrat der Linksjugend [solid] NRW
http://www.linksjugend-solid-nrw.de/ | info@linksjugend‐solid‐nrw.de
Macht euch bereit für die Notfallproteste! Macht euch bereit für die Notfallproteste!

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Quintal Encantado Sobre...
Adoramos fazer mas essa decoração e também agradecemos...
festajardimencantado.com (Gast) - 29. Sep, 14:21
Spendensammlung "Protect...
Beinahe eine Punktlandung - gestern um 23:49 stand...
racethebreeze - 3. Jan, 13:00
zu Ikea-Möbel - Holz...
Der Artikel ist sehr einseitig und wird der Realität...
Spiecker (Gast) - 3. Jan, 11:21
Freiburg: Übergriffe...
Am gestrigen Samstag kam es bei der Demonstration von...
racethebreeze - 7. Dez, 18:53
AKW Mühleberg Risse Schweissnähte...
AKW Mühleberg Risse Schweissnähte 10 cm Länge !! VERTIKALE...
AKW Mühleberg (Gast) - 14. Okt, 05:45

Support

Follow robertdebreeze on Twitter

RSS Feeds

Revolutionäre 1. Mai-Demonstration 2024
Foto: © heba / Umbruch BildarchivRund 15.000 Menschen...
Der Schwur von Buchenwald
Plakat der VVN-BdA zum 8. Mai 1945 - Tag der Befreiung...
Blogkino: The Shanghai Gesture (1941)
Heute zeigen wir im Blogkino "The Shanghai Gesture",...
Prellbock Altona e.V und Initiative Sternbrücke führen die Klage...
Was sagt die Deutsche Bahn über sich selbst? Hören...
Kaufempfehlung: Die Light Lens Lab 1.4x Sucherlupe (Viewfinder...
Die Sucherlupe an der Leica M11MIm Alter sieht mensch...
Révolution dans la salle de danse: Regarde les hommes tomber...
Regarde les hommes tomber voit le jour à Nantes en...
Take back the night 2024
Foto: © Björn Obmann via Umbruch BildarchivÜber 3.000...
Aufruf des revolutionären Bündnisses: Gegen den Polizeiangriff...
Wir unterstützen den Aufruf des revolutionären Bündnisses:...
1. Mai: Versammlungsfreiheit abgeschafft? Polizei greift 1. Mai...
Foto: DemosanitäterStuttgart, den 1. Mai 2024: Auch...
1. Mai Razzia im Problemkiez Grunewald
Foto: © Kinkalitzken via Umbruch BildarchivRund 5.000...

Twitter Status

Suche

 

Status

Online seit 6273 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 29. Sep, 14:21

Credits

Web Counter-Modul