Samstag, 19. April 2008

Nein zum Nazi-Aufmarsch am 1. Mai 2008 in HH Barmbek!

Wie auch in Nürnberg, Braunschweig und anderen Städten planen Nazis auch in Hamburg einen Aufmarsch statt. Dagegen hat die Antifa HH einen Aufruf veröffentlicht.



Das Stadteilkollektiv rotes Winterhude setzt sich mit der nationalbolschewistischen Variante der Nazipropaganda, die beispielsweise in deren Losung „Eine andere Welt ist möglich: mit nationalem Sozialismus!" zum Ausdruck kommt, auseinander:

„Nation" und „Rasse" als Antwort auf die soziale Frage? Nein! Zum Nazi-Aufmarsch am 1. Mai 2008 in Barmbek

Unter dem Motto „Arbeit und soziale Gerechtig­keit für alle Deutschen" trommeln Hamburger Nazis zum 1. Mai 2008 für einen Marsch durch Barmbek. Der Aufruf wird getragen vom Ham­burger Landesverband der NPD, ihrer Jugend­organisation Junge Nationaldemokraten und so­genannten Freien Nationalisten. Die Mobilisie­rungshomepage liefert ein gutes Beispiel für einen Rechtskurs, der als Nationalbolschewismus be­zeichnet wird. Er steht in der Tradition national­revolutionärer Strömungen der Weimarer Zeit und der SA und gibt sich ausgesprochen klassen­kämpferisch. Zudem sind inhaltliche und symbo­lische Anleihen bei der Linken nicht zu über­sehen, sie reichen von historischen Exkursen in die Geschichte des 1. Mai bis hin zur Parole: „Eine andere Welt ist möglich: mit nationalem Sozialismus!"

Die Mär vom „nationalen" oder auch „deutschen Sozialismus" lässt sich bis ins 19. Jahrhundert und in die Schriften des Antisemiten Eugen Dühring zurückverfolgen. In der von den Nazis präsentier­ten Form hat sie, wie auch der eng mit ihr verbun­dene Begriff der „deutschen Volksgemeinschaft", ihren Ursprung im Ersten Weltkrieg. Allerdings war sie eine wenig proletarische Schöpfung, son­dern wurde als weltanschauliche Begleitmusik zum großen Schlachten von deutschen Professo­ren in die Welt gesetzt. Als ihre Väter gelten u. a. Johann Plenge und Werner Sombart, beides zu­nächst der SPD nahestehende Nationalökono­men. Ihr Kern war eine recht schlichte Kon­struktion des bedingungslosen nationalen Zu­sammenhalts in Notzeiten, in der die Theorie einer gesellschaftlichen Solidargemeinschaft des Proletariats durch die einer Schicksalsgemein­schaft der Nation ersetzte wurde. Mit einer ähn­lichen Argumentation wurde auch die Bewilli­gung der Kriegskredite von der SPD erreicht. Als sich die deutsche Situation im Ersten Weltkrieg zunehmend verschlechterte, verordneten Erich Ludendorff und Paul von Hindenburg als fakti­sche Militärdiktatoren dem Land eine militärisch organisierte Kriegsplan­wirtschaft. Da diese Mobilisie­rung sämt­licher na­tionaler Ressourcen auch den Unterneh­mern einige Konzessionen abverlangte und von der Sozialdemokratie und den Gewerkschaften mitgetragen wurde, glaubte man, mittels deut­scher Organisation die soziale Frage endgültig gelöst zu haben. Der Krieg ging verloren, aber das Hirngespinst einer in der Nation aufgelösten Klassenfrage überdauerte die Niederlage und ent­wickelte in den Folgejahren immense Anzie­hungskraft.

 

In der Weimarer Republik löste auf Seiten der Rechten der völkische Nationalismus den alten kaisertreuen Konservatismus ab. In der so gewon­nenen neuen Nationalidentität konnte die deut­sche ArbeiterInnenschaft in den Volkskörper

In der Weimarer Republik löste auf Seiten der Rechten der völkische Nationalismus den alten kaisertreuen Konservatismus ab. In der so gewonnenen neuen Nationalidentität konnte die deutsche Nationalidentität konnte die deutsche ArbeiterInnenschaft in den Volkskörper integriert werden, während man beispielsweise Kriegsgegnerlnnen aus der ideellen und Jüdinnen und Juden aus der nunmehr rassisch definierten Nation ausschloss. Als Reminiszenz an die Kriegs­wirtschaft verschmolz Ernst Jünger die Figur des Arbeiters mit der des Soldaten zur düsteren Zu­kunftsvision einer militärisch organisierten Indus­triegesellschaft. Ihm und seinen Gesinnungs­genossen galt es, die politische Revolution von 1918 in eine nationale Revolution umzuwandeln und eine Wiedergeburt des untergegangenen deutschen Imperiums zu erreichen. Der jungkon­servative Publizist Arthur Moeller van den Bruck gab mit der Parole „Jedes Volk hat seinen eigenen Sozialismus" das Motto vor. Der Gedanke eines dergestalt vom Marxismus befreiten (und damit auch entjudeten) Sozialismus' erfreute sich in ver­schiedenen nationalistischen Bewegungen der Zwischenkriegszeit großer Beliebtheit. Er bot sich an, um die weiter bestehenden sozialen Ungleich­heiten zumindest durch eine gefühlte Gemein­schaft zu kompensieren. Der italienische Faschis­mus hatte eine ähnliche Weltanschauung entwi­ckelt. Während Enrico Corradini und Benito Mussolini in Italien verkündeten, das Land sei eine proletarische Nation, vertrat Moeller van den Bruck diese Ansicht für das Deutsche Reich.

 

 

Manche der nationalbolschewistischen Theoreti­ker glaubten, auch in der Sowjetunion die russi­sche Variante des nationalen Sozialismus zu erkennen; der Abschied der Komintern von der Strategie der Weltrevolution und Stalins These vom Sozialismus in einem Land kamen ihnen dabei sehr entgegen. Angesichts dessen, dass das deutsche Militär als Schwarze Reichswehr bereits geheim mit der Sowjetunion kooperierte, um die Abrüstungsauflagen des Versailler Vertrages zu unterlaufen, war selbst dieses Konzept wenig revolutionär. Dennoch konnte sich auch in der Hamburger KPD eine nationalkommunistische Strömung um Heinrich Laufenberg und Fritz Wolffheim bilden, die für Nation und Sozialismus den Klassenkampf zum Völkerkampf umdeute­ten. Auch während der Besetzung des Ruhrge­biets durch Frankreich setzten die Kommunisten mit dem Schlageter-Kurs kurzzeitig auf die natio­nale Karte. Identitätsstiftend für die heutigen Nazis ist aber der nationalbolschewistische Flügel der NSDAP, der sich um die Gebrüder Strasser und die norddeutsche nationalsozialistische Ar
Arbeitsgemeinschaft sammelte. Die Strömung geriet bald in Konflikt mit dem Füh­rungsanspruch des Münchner Flügels der Partei um Adolf Hitler. Einige verließen als Schwarze Front die Partei, andere wie Hein­rich Himmler oder Joseph Goebbels wechselten die Seite, und wieder andere fielen 1934 parteiin­ternen Säuberungen zum Opfer. Die ideologi­schen Unterschiede zu Hitler waren jedoch mar­ginal, insbesondere im Antisemitismus war man sich einig.

 

Der Nationalbolschewismus ist eine Chimäre, der die Nazis hinterherlaufen, wenn sie sich in einer Kampfzeit wähnen. Er eignet sich in krisenhaften Phasen zur Agitation gegen alles Undeutsche mit radikalen und sozialen Phrasen. In einer Zeit, in der die emanzipatorische Frage kaum noch und die soziale Frage nur als Standortfrage in den Köpfen der Menschen existieren, vertraut der Nationalbolschewismus auf ein Bild des Kapitals als eine von fremden Mächten gesteuerte abstrak­te Gewalt, die heuschreckenartig über die Früch­te ehrlicher Arbeit herfällt. Entsprechend geistert durch die Kampagne der Hamburger "Kamera­den" die Figur des jüdischen Kapitalisten, der mit migrantischer Hilfe das deutsche Volk ausbeutet. Mittels der geforderten nationalen Revolution gegen US-Imperialisten und Zionisten soll auch die soziale Frage gelöst werden. Da solch Aber­glaube auch in linken Kreisen beliebt ist, setzt man ganz rechts durchaus auf eine gemeinsame Querfront mit anderen antikapitalistischen Kräf­ten. Die Nazis werden am 1. Mai 2008 in Barmbek in Tradition von Schwarzer Front und SA das alte Gewäsch von der Volks- und Schicksalsgemein­schaft als Antwort auf die soziale Frage propagie­ren, garniert mit den obligatorischen Trommeln, Fahnen und Marschkolonnen. Man sollte ihnen mehr entgegensetzen als ein „Nazis raus!" Quelle: fsk transmitter - april 2008, Seite 10 f.


Quelle: Rotes Winterhude
Macht euch bereit für die Notfallproteste! Macht euch bereit für die Notfallproteste!

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Quintal Encantado Sobre...
Adoramos fazer mas essa decoração e também agradecemos...
festajardimencantado.com (Gast) - 29. Sep, 14:21
Spendensammlung "Protect...
Beinahe eine Punktlandung - gestern um 23:49 stand...
racethebreeze - 3. Jan, 13:00
zu Ikea-Möbel - Holz...
Der Artikel ist sehr einseitig und wird der Realität...
Spiecker (Gast) - 3. Jan, 11:21
Freiburg: Übergriffe...
Am gestrigen Samstag kam es bei der Demonstration von...
racethebreeze - 7. Dez, 18:53
AKW Mühleberg Risse Schweissnähte...
AKW Mühleberg Risse Schweissnähte 10 cm Länge !! VERTIKALE...
AKW Mühleberg (Gast) - 14. Okt, 05:45

Support

Follow robertdebreeze on Twitter

RSS Feeds

Kaufempfehlung: Die Light Lens Lab 1.4x Sucherlupe (Viewfinder...
Die Sucherlupe an der Leica M11MIm Alter sieht mensch...
Révolution dans la salle de danse: Regarde les hommes tomber...
Regarde les hommes tomber voit le jour à Nantes en...
Take back the night 2024
Foto: © Björn Obmann via Umbruch BildarchivÜber 3.000...
Aufruf des revolutionären Bündnisses: Gegen den Polizeiangriff...
Wir unterstützen den Aufruf des revolutionären Bündnisses:...
1. Mai: Versammlungsfreiheit abgeschafft? Polizei greift 1. Mai...
Foto: DemosanitäterStuttgart, den 1. Mai 2024: Auch...
1. Mai: Versammlungsfreiheit abgeschafft? Polizei greift 1. Mai...
Foto: DemosanitäterStuttgart, den 1. Mai 2024: Auch...
Häuserrennen 2024
"Nach 8 langen, qualvollen Jahren des Wartens steigt...
Nach der Maidemo: 1. Mai Fest im Lilo
Nach  der revolutionären 1. Mai Demo in der Innenstadt...
Warnung vor einer Senkung der Hemmschwelle durch den Einsatz...
Expert:innen im Bereich unbemenschter Systeme fordern,...
Prellbock Altona e.V und Initiative Sternbrücke führen die Klage...
Was sagt die Deutsche Bahn über sich selbst? Hören...

Twitter Status

Suche

 

Status

Online seit 6269 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 29. Sep, 14:21

Credits

Web Counter-Modul