Nachrichten- oder Regierungssprecher: Das ist doch das Gleiche, oder?
Ob hier jemand ein sinkendes Schiff besteigt oder eines verläßt, ist noch offen: Der 50jährige ZDF-Moderator Steffen Seibert wird am 11. August neuer Regierungssprecher. Er löst Ulrich Wilhelm ab, der Intendant des Bayerischen Rundfunks wird.
Die Personalie wäre nicht besonders erwähnenswert, zeigte sie nicht die allgemeine Verlotterung gutbürgerlicher Sitten: Die Verschränkung der öffentlich-rechtlichen Medien mit den jeweils regierenden Parteien wird nicht mehr kaschiert. Der nahtlose Übergang Wilhelms zu einem der wichtigsten Ämter der ARD ist in der Geschichte der Bundesrepublik ebenso neu wie der Aufstieg Seiberts. Immerhin kommt er aus einem Sender, in dem eine Kamarilla aus CDU und CSU gerade einen mißliebigen Chefredakteur verdrängt hat. Hat sich da jemand besondere Verdienste erworben?
Das Anschmiegen ans Herrschende, das Erwittern des Erwünschten ist Grundvoraussetzung des Nachrichtensendungsleiters, der Seibert im ZDF war. Das prädestiniert zwar für die Aufgabe, am Hofe in Berlin der Stimme seines Herrn oder seiner Herrin bedingungslos zu folgen und jede Botschaft grinstechnisch perfekt darzubieten, aber die Etikette sah das so bislang nicht vor. Es geht um das Amt eines Staatssekretärs.
Allerdings: Repräsentativ war das Amt auch früher. In den frühen Jahren der BRD saßen auf dem Stuhl noch ein Nazi-Propagandaautor wie Felix von Eckardt oder ein Ritterkreuzträger wie Karl-Günther von Hase. Unter Helmut Kohl übernahm Bild in Gestalt von Peter Boenisch direkt das, was das Blatt ohnehin macht: sagen, wo es langgeht. Gerhard Schröder gelang mit dem Bild-Journalisten Bela Anda nur ein müdes Remake. Nun also Berlin statt Mainz. Linksparteichef Klaus Ernst grüßte mit »Willkommen auf der Titanic!« und »Die Kanzlerin kann nun netter über den Niedergang ihrer Koalition sprechen lassen.« Scheint ein Traumjob zu sein.
(asc)
Via "junge Welt"
Die Personalie wäre nicht besonders erwähnenswert, zeigte sie nicht die allgemeine Verlotterung gutbürgerlicher Sitten: Die Verschränkung der öffentlich-rechtlichen Medien mit den jeweils regierenden Parteien wird nicht mehr kaschiert. Der nahtlose Übergang Wilhelms zu einem der wichtigsten Ämter der ARD ist in der Geschichte der Bundesrepublik ebenso neu wie der Aufstieg Seiberts. Immerhin kommt er aus einem Sender, in dem eine Kamarilla aus CDU und CSU gerade einen mißliebigen Chefredakteur verdrängt hat. Hat sich da jemand besondere Verdienste erworben?
Das Anschmiegen ans Herrschende, das Erwittern des Erwünschten ist Grundvoraussetzung des Nachrichtensendungsleiters, der Seibert im ZDF war. Das prädestiniert zwar für die Aufgabe, am Hofe in Berlin der Stimme seines Herrn oder seiner Herrin bedingungslos zu folgen und jede Botschaft grinstechnisch perfekt darzubieten, aber die Etikette sah das so bislang nicht vor. Es geht um das Amt eines Staatssekretärs.
Allerdings: Repräsentativ war das Amt auch früher. In den frühen Jahren der BRD saßen auf dem Stuhl noch ein Nazi-Propagandaautor wie Felix von Eckardt oder ein Ritterkreuzträger wie Karl-Günther von Hase. Unter Helmut Kohl übernahm Bild in Gestalt von Peter Boenisch direkt das, was das Blatt ohnehin macht: sagen, wo es langgeht. Gerhard Schröder gelang mit dem Bild-Journalisten Bela Anda nur ein müdes Remake. Nun also Berlin statt Mainz. Linksparteichef Klaus Ernst grüßte mit »Willkommen auf der Titanic!« und »Die Kanzlerin kann nun netter über den Niedergang ihrer Koalition sprechen lassen.« Scheint ein Traumjob zu sein.
(asc)
Via "junge Welt"
racethebreeze - 12. Jul, 09:21